Eine Herausforderung im fortgeschrittenen Alter – einen Teil der Via-Claudia-Augusta (ursprünglich: Römerstraße von Venedig bis Ingolstadt) mit dem Fahrrad zu bezwingen, hatten sich 4 Jedermänner auf die Fahnen geschrieben.
Am Sonntag, 3.7.2016, ging es zuerst mit dem Rad nach N’gröningen zur U-Bahn-Haltestelle, vom Stuttgarter Hauptbahnhof per Zug über Ulm und Augsburg nach Füssen. Von hier aus ging die Radtour um die Mittagszeit dann los, immer jenem kleinen Schild folgend, über Reutte, Burg Ehrenberg, das Heiterwanger Tal bis nach Biberwier unterhalb des Fernpasses.
(1. Übernachtung nach ca. 39 km)
Der 2. Tag sollte uns per Rad über den Fernpass führen – leider hatten die langen Regengüsse der letzten Tage die Schotterwege hinauf und z.T. auch hinab so stark ausgespült, dass wir leider auf den Shuttle-Bus bis zum Fernsteinsee umsteigen mussten. Von dort ging es weiter über Nassereith nach Imst, danach entlang des Inns bis nach Landeck. (2. Übernachtung nach ca. 43 km).
Da die Auffahrt von der Kajetansbrücke nach Nauders für Radfahrer verboten ist, mussten wir auch hier auf den Shuttle-Bus zurückgreifen (nicht ganz unproblematisch, da der Transport von Pedelecs versicherungstechnisch noch nicht gestattet ist – im Kofferraum des Postbusses hatte es aber genügend Platz!). In Nauders angekommen, konnten wir die Passhöhe des Reschenpasses schon sehen, bis wir allerdings oben angekommen waren, musste einiges an Schweiß investiert werden. Vor uns lag dann der Reschensee, im Hintergrund das Ortlermassiv. Der Radweg führte uns auf der rechten Seite des Sees bergauf, bergab, dafür gab es keinen Autolärm und keine Abgase. Von St. Valentin am Haidersee begann dann eine abenteuerliche Abfahrt mit großem Tempo auf einer kleinen Straße nach Burgeis – eine Schrecksekunde galt es zu überstehen, als nach einer Kurve plötzlich ein Traktor vor uns auftauchte. Von Burgeis über das mittelalterliche Glurns ging es einmal rechtsseitig, dann wieder linksseitig der Etsch weiter teilweise steil bergab bis nach Naturns, wo die 3. Übernachtung nach ca. 73 km stattfand.
Am Mittwochmorgen starteten wir zur 4. Etappe – nach einer steilen Abfahrt bei Forst sahen wir die Stadt Meran vor uns liegen – nach kurzem Zwischenstopp in der schön gelegenen Stadt (leider schon um 11 Uhr bei 31° C.) suchten wir entlang der Pferderennbahn den Radweg Richtung Bozen. Nach Lana ging es dann auf der Südtiroler Weinstraße kilometerlang durch Obstplantagen, unterbrochen durch interessante Gespräche mit Einheimischen und kurzen Stopps in kleinen Gartenwirtschaften. Unser Tagesziel, den Kalterer See, erreichten wir dann nach erneutem Anstieg Richtung Eppan am Spätnachmittag – das Quartier direkt am See entschädigte für die in großer Hitze zurückgelegten Strecke von ca. 65 km.
Der nächste Tag brachte zuerst eine Umrundung des Kalterer Sees, dann den Anstieg nach Tramin (Gewürztraminer) und die steile Abfahrt hinunter an die Etsch. Auf dem Radweg, der auf dem Damm verlief, konnten wir nun km um km herunterstrampeln, bis wir an der Salurner Klause zu einem kurzen stillen Gedenken an unseren Sportkameraden Gerhard Pfeiffer ein wenig zum Verschnaufen kamen. Vor Trient kamen wir noch in einer kleinen italienischen Stadt in den Genuss eines späten italienischen Mittagessens. Die restlichen Kilometer um Trient herum bis zu unserem Tagesendziel Mattarello waren durch heftigen Gegenwind etwas beschwerlich, genauso die Suche nach einer Unterkunft (Tagesstrecke ca. 66 km). Am Abend wurde dann in der Hotelhalle das 0:2 gegen die Franzosen noch hinuntergespült.
Der Freitag sollte uns eine relativ kurze Etappe (ca. 40 km) bescheren. Ein kurzer Zwischenstopp in Rovereto vor dem Anstieg über Mori und Loppio brachte uns dann am frühen Nachmittag nach Nago, oberhalb des Gardasees gelegen. Nach dem Duschen und Einstellen der Räder machten wir uns dann mit dem Bus auf den Weg hinunter zum See nach Torbole – auf dem See herrschte reger Betrieb bei den Survern, am Ufer war Baden angesagt. Nach einer Pizzarunde fuhren wir wieder mit dem Bus hinauf nach Nago in die Unterkunft. Hier gab es noch einiges zu erzählen über die in den letzten Tagen gemachten Erkenntnisse auf der Via-Claudia-Augusta, die wir in Mori verlassen hatten.
Der Ruhetag am Samstag führte uns wieder mit dem Bus bergab nach Riva auf eines der Schiffe, um über Torbole, Limone nach Malcesine zu gelangen. Herrliche Aus-sichten auf die beiden Uferseiten, dem Geschehen auf dem See und dem Treiben der Touristen sowohl in Malcesine als auch am Spätnachmittag in Riva rundeten unseren Ausflug ab – auch ohne einen Fahrradkilometer zurückgelegt zu haben.
Am Sonntagmorgen stiegen wir aber wieder auf unsere Drahtesel, um rechtzeitig in Rovereto am Bahnhof sein zu können (ca. 20 km).
Der Zug aus Rimini hatte bis zum Brennerpass noch einige Aufregendes zu bieten, proppevoll, das Radabteil mit Zugang in 1,20 m Höhe und Personenkontrollen mit deutsch-italienischer-österreichischer Beteiligung.
In München war die Verspätung aufgeholt, um sich dann von Ulm bis Stuttgart wieder auf 20 Minuten auszudehnen. Um 21.37 Uhr sind wir dann nach ca. 350 Rad-km am Stuttgarter Hauptbahnhof in die U-Bahnlinie 14 eingestiegen. In Neckargröningen sind wir mit ohren-betäubendem Vuvuzela-Getröte von anderen Sportkameraden und ihren Frauen empfangen worden – ein wunderschöner Abschluss einer 8-tägigen Exkursion mit unseren Rädern!
Fazit: Eine Herausforderung, die ein tolles Gefühl in uns hinterlassen hat und jedem, der es sich zutraut, zur Nachahmung empfohlen werden kann.
Herbert Bura
Bilder von der Tour: